Wie Ihre Ziele Sie erfolgreich UND glücklich machen

Dieses Mal MUSS ich es schaffen!

Kennen Sie das auch? Sie setzen sich ein Ziel und arbeiten in der ersten Zeit hoch motiviert an dessen Umsetzung. Doch schnell holt Sie Ihr Alltag wieder ein, und alle mit dem Ziel verbundenen Aufgaben werden zu unerfreulichen Todos, die in Ihrem ohnehin schon voll gestopften Alltag auch noch unterzubringen sind. Die Folge: Druck, Stress, Vorwürfe.

Im letzten Beitrag bin ich genauer darauf eingegangen, unter welchen Umständen uns unsere eigenen Ziele in der Unzufriedenheit gefangen halten – und zwar unabhängig davon, ob wir sie erreichen oder nicht!

Oder waren Sie plötzlich wunschlos glücklich, nachdem Sie Ihr letztes Ziel erreicht haben? Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Hat der Abschluss der Ausbildung oder des Studiums tatsächlich dazu geführt, dass Sie unbeschwert und sorglos in Ihre Zukunft blicken? Hat Ihr Traumpartner oder Ihre letzte Diät wirklich bewirkt, dass Sie mit sich vollkommen im Reinen sind? Hat die Beförderung oder Ihr neues Haus endlich all Ihre Probleme gelöst? Ich vermute nicht. Und nein, das ist nicht etwa Ihre Schuld. Es liegt einfach daran, dass unser menschliches Gehirn so funktioniert. Wir gewöhnen uns schnell an etwas. Der neue Partner oder die Gehaltserhöhung sind dann einfach „normal“. Nicht nur, dass wir dann nicht mehr einfach glücklich und dankbar dafür sind, weil es uns jetzt einfach selbstverständlich erscheint. Nein, egal wir viel wir zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht haben: Jetzt wollen wir mehr. Mehr abnehmen, mehr Sport, mehr Geld, mehr Freunde, mehr Freizeit. Und da haben wir es – das neue Ziel, das wir noch erreichen müssen, um endlich glücklich sein zu können. Aber es sind nicht die Ziele selbst, die uns das Leben schwer machen und uns davon abhalten, unser Leben in vollen Zügen zu genießen. Vielmehr ist es unsere Einstellung zu unseren Zielen: Solange ich überzeugt davon bin, dass ich erst glücklich sein kann, wenn ich mein Ziel erreicht habe, gebe ich mir selbst einen Freifahrtschein zum Unglücklichsein.

Das Ziel dient Ihnen, und nicht Sie dem Ziel!

Nachdem die erste Euphorie abgeklungen ist, waren auch Aufgaben, die mich meinen Zielen näher bringen, für mich lange Zeit nur noch lästige Pflicht. Sie haben ihren Weg auf meine ToDo-Liste gefunden, jetzt muss ich sie halt auch noch abarbeiten. Seitdem mir aufgefallen ist, wie ich dadurch selbst die Verwirklichung meiner Herzensprojekte fast schon als Problem und Last emfpunden habe, versuche ich, das Wort „müssen“ weitgehend aus meinem Vokabular zu streichen. Insbesondere dann, wenn es um die Verwirklichung meiner selbst gesetzten Ziele geht. Statt „ich muss … machen“ sage ich mir selbst „Ich habe mich dazu entschieden“. Für Sie klingt das nach Wortspielerei? Probieren Sie es aus! Nehmen Sie ein Ziel Ihrer Wahl und spüren Sie den Unterschied für sich selbst. Beispiel: Sie müssen nicht mehr Sport machen oder abnehmen. Sie haben sich dazu entschieden – und das (hoffentlich) aus guten und für Sie persönlich wichtigen Gründen.

Dadurch übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Handeln und verfallen nicht in eine von Ihnen selbst geschaffene Opferrolle. Erst wenn Sie wieder einen Schritt zurücktreten, erkennen Sie, dass das Ziel kein Selbstzweck ist, sondern Sie selbst es mit dem Zweck gesetzt haben, Ihnen zu dienen – und nicht etwa umgekehrt. Dann entsteht wieder Raum. Raum zwischen Ihrer aktuellen Situation und Ihren Zielen und Wünschen. Raum für neue und vielleicht bessere Entscheidungen, aber auch Raum zum glücklich sein, zum genießen.

Die – zugegebenermaßen mittlerweile recht abgegriffene – Redewendung Der Weg ist das Ziel! trifft es auf den Punkt. Betrachten Sie das Verhältnis zwischen Zielerreichung (bzw. der Dauer des damit hoffentlich verbundenen Hochgefühls) und der Länge des Wegs dahin. Nur wenn ich den Weg zumindest größtenteils genießen kann, macht das Zielsetzen überhaupt Sinn. Oder würden Sie sich bewusst dazu entscheiden, 90 % Ihrer Lebenszeit unglücklich zu sein? Würden Sie sich damit zufrieden geben? Vermutlich nicht!

Freude am Tun an sich – das Spiel des Lebens spielen

Aber wie geht das, den Weg genießen? Nun, einfacher als Sie vielleicht denken: Indem Sie ihn sich so schön machen wie möglich, statt sich immer weiter durchzukämpfen und möglichst schnell ans Ziel zu gelangen. Indem Sie das Ziel als Richtung sehen, aber den Fokus auf die Freude am Tun legen. Dieter Lange betont in diesem Kontext: „Sie können das Spiel des Lebens nicht gewinnen. Sie können es nur spielen!“ Sie werden im Leben nirgendwo wirklich ankommen, und das müssen Sie auch nicht. Glauben Sie mir, in anderen Kontexten tun Sie das ganz automatisch! Tanzen Sie zu Ihrem Lieblingslied, damit die Musik wieder ausgeht? Fahren Sie Ski, um wieder am Lift zu stehen? Warum gehen Sie in Urlaub oder treffen sich mit Ihren Freunden? Um wieder nach Hause kommen zu können? Wieso spielen Sie mit Ihren Kindern? Um danach wieder aufräumen zu können?

Metaphorisch gesprochen wird der Weg zu Ihrem Ziel Sie manchmal auf einen Gipfel bringen, auf dem Sie die Aussicht genießen und sich erholen können. Oder Sie haben einen steinigen Anstieg zu bewältigen, bei dem Sie Herausforderung und Anstrengung genießen können. Sie können das gerade nicht genießen? Wieso nicht? Ist der Weg für Ihre aktuelle Verfassung zu steinig? Was brauchen Sie? Unterstützung durch Gleichgesinnte? Vorbilder? Bessere Ausrüstung oder mehr Training? Oder langweilen Sie sich auf dem Weg? Egal wo Ihr Weg Sie gerade entlang führt – entscheiden Sie sich bewusst für eine der folgenden Optionen: a) Sie gehen jetzt diesen Weg, was auch immer er bringen mag; b) Sie halten einen Moment inne und statten sich mit allem aus, was diesen Weg für Sie persönlich gerade schöner macht oder c) Sie verlassen den Weg und schlagen einen anderen Weg ein.

Natürlich sollte man nicht beim ersten Hindernis oder einer leichten Brise Gegenwind direkt einknicken und alle Pläne über den Haufen werfen. Vielleicht ist es einfach nur der innere Schweinehund, der Veränderungen grundsätzlich ablehnt. Manchmal gibt es schließlich gute Gründe, sich „zu seinem eigenen Glück zu zwingen“. So macht es durchaus Sinn, beispielsweise mehr Bewegung in den Alltag einzubauen oder die Ernährungsgewohnheiten umzustellen, auch wenn es erstmal schwer fällt und man nicht wirklich Lust dazu hat.

Was treibt Sie an?

Statt sich aber über Wochen und Monate hinweg selbst zu quälen und zu verurteilen, sollte man die eigene Aufmerksamkeit dann darauf lenken, die Motivation hinter der Zielsetzung zu verstehen. Mit dieser Klarheit kann ich dann neu beurteilen, ob es tatsächlich der aktuell beste und / oder der einzige Weg ist, um das dahinter liegende Bedürfnis zu befriedigen. Vielleicht gibt es gerade etwas anderes, dass das gleiche Bedürfnis befriedigt, bei dem ich den Weg aber mehr genießen kann?

Hat sich jemand zum Ziel gesetzt, 10 kg abzunehmen, könnten beispielsweise die Hoffnung auf Anerkennung oder aber die Verbesserung der eigenen Gesundheit dahinter stecken. Der Wunsch nach einem gesünderen Leben könnte alternativ auch durch mehr Bewegung im Alltag erfüllt werden. Statt 10 kg abzunehmen könnte ich mir also vornehmen, beispielsweise 7.500 Schritte täglich zu gehen. Oder ich entscheide mich dazu, mir mehr Zeit für das Erreichen meines Ziels einzuräumen – getreu dem Motto: Besser spät als nie. Dann brauche ich mir gar nicht erst (vergeblich) vorzunehmen, 6 x wöchentlich ins Fitnessstudio zu gehen, nur um dann an mindestens fünf Tagen mit mir selbst auf Kriegsfuß zu stehen. Stattdessen besuche ich den wöchentlichen Badminton-Kurs mit der besten Freundin, um mein Ziel zu erreichen. Langsamer, aber dafür stetig – und dafür mit Genuss auf dem Weg dahin. Stelle ich dagegen fest, dass ich abnehmen möchte, weil ich mich nach Anerkennung oder Wertschätzung sehne, kann ich für mich kritisch hinterfragen, ob mir dieses Ziel tatsächlich Anerkennung bringen würde und wie viel „Kampf und Leid“ mir diese Form der „Anerkennung“ letztlich wert ist. Denn Anerkennung an sich kann ich auch für andere „Leistungen“ erhalten, die mir aktuell viel leichter von der Hand gehen. Im Übrigen würde ich Ihnen ohnehin dazu raten, Ihre Ziele so zu setzen, dass Sie selbst Einfluss darauf nehmen können. Die Anerkennung anderer zu erhalten mag ein nachvollziehbarer Wunsch sein, das Ergebnis liegt aber letztlich gar nicht unbedingt in Ihrer Hand. Fragen Sie sich stattdessen doch mal, was Sie tun können, um Ihre eigene Anerkennung zu erhalten: vielleicht eine gute Freundin sein, sich für andere einsetzen oder für die eigenen Bedürfnisse einstehen?

Erlauben Sie sich, neue Informationen zu nutzen und anders zu entscheiden

Seien Sie sich bewusst: Es steht in Ihrem Ermessen, jederzeit das Ziel zu überdenken und / oder einen neuen Weg dahin auszusuchen. Sie selbst haben das Ziel gewählt und einen möglichen Weg dahin eingeschlagen! Mit Ihrem damaligen Informationsstand haben Sie die in diesem Moment bestmögliche Entscheidung für sich getroffen. Aber mit jedem Schritt auf Ihrem Weg sammeln und erhalten Sie neue Informationen und Erkenntnisse. Zahlreiche weitere Kreuzungen, Abkürzungen und Umwege tun sich auf, von denen Sie zum Zeitpunkt Ihrer Entscheidung noch gar nichts wissen konnten. Erlauben Sie sich daher selbst, Ihre Ziele und Wege zu aktualisieren. Diese Flexibilität können Sie nur für sich nutzen, wenn Sie nicht permanent von Ihrem Ziel geblendet sind und so den Weg, auf dem Sie sich in dieser Sekunde befinden, gänzlich aus den Augen verlieren.

Stellen Sie sich vor, Sie fahren jedes Jahr an den gleichen Urlaubsort. Aus Ihren bisherigen Erfahrungen wissen Sie, dass eine Tankfüllung ausreicht, um Sie zum Ziel zu bringen. Sie wollen deshalb durchfahren und erst vor Ort wieder tanken – das macht Sinn, schließlich ist es dort deutlich billiger. Sie fahren los. Aber dieses Jahr läuft nichts wie geplant: besonders viele Baustellen, stundenlanger Stau, umständliche Umleitungen. Ignorieren Sie dann zunächst Ihr Magengrummeln, die aufsteigenden Kopfschmerzen sowie schließlich den leeren Tank und die Warnleuchte Ihres Autos? Fahren Sie wie geplant weiter, einfach nur weil Sie es so geplant haben? Ich denke nicht. Vermutlich lassen Sie sich auf die Umstände ein, auch wenn Sie Ihnen nicht gefallen: Sie drosseln das Tempo, Sie machen mehr Pausen, Sie tanken trotz teurerer Spritpreise auf dem Weg. Macht Sie das zu einem schlechten Autofahrer? Ganz im Gegenteil! Sie wären ein schlechter Autofahrer, wenn Sie alle aktuellen Informationen ignorieren würden (also Baustellenschilder, Tempolimits, bremsende Autos etc.). Vermutlich würden Sie so auch nie an Ihrem Ziel ankommen. Entweder, weil Sie unterwegs einen Unfall bauen oder aber weil Ihre Ignoranz Sie Ihren Führerschein kostet. Was in diesem Kontext wohl niemand anzweifelt, lässt sich auch auf unser allgemeines Leben übertragen. Die Kunst besteht nicht in der Ausarbeitung eines perfekten Plans, sondern in der Fähigkeit sich auf neue Umstände einzulassen und entsprechend zu reagieren.

Wer werden Sie auf dem Weg zu Ihren Zielen?

Manchmal erfordern diese Umstände eben auch, dass wir unser Ziel auf halber Strecke gänzlich aufgeben. Peter Beer, Gründer der Achtsamkeits-Akademie, betont in diesem Zusammenhang, dass es nicht um die Zielerreichung an sich geht, sondern darum, wer man selbst auf dem Weg zu diesem Ziel wird. Kommen wir mit diesem Verständnis zurück zu unserem Abnehm-Beispiel: In der Regel geht es bei einem geplanten Gewichtsverlust nicht darum, eine bestimmte Zahl auf der Waage zu sehen. Vielmehr erhoffen wir uns, dadurch selbstbewusster zu werden und uns besser zu fühlen. Natürlich kann ich mir als Ziel setzen, innerhalb eines Jahres 10 kg abzunehmen. Angenommen, nach 3 kg weniger fühle ich mich bereits wohl in meinem Körper. Und wenn ich dann feststelle, dass ich keine Freude daran habe, Kalorien zu zählen und mich im Fitnessstudio abzustrampeln – bin ich dann wirklich gescheitert? Oder habe ich vielleicht zwar mein Ziel nicht erreicht, aber das diesem zugrundeliegende Bedürfnis trotzdem befriedigt? In diesem Fall mich mit meinem Körper auszusöhnen und mich von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen?

Alternativ könnte ich aber auch nach 10 kg weniger merken, dass meine Zufriedenheit und mein Wohlbefinden entgegen meiner Annahme nichts mit der Zahl auf der Waage zu tun haben. Hier habe ich also das explizite Ziel zwar erreicht, das Bedürfnis dahinter wurde allerdings trotzdem nicht erfüllt. Aber auch hier dürfen wir verstehen, dass das kein Scheitern ist – ganz im Gegenteil. Erst dieses vermeintlich „falsche“ Ziel hat mir zu neuen Erkenntnissen über mich selbst verholfen und mir effektivere Wege gezeigt, die mein dahinter liegendes Bedürfnis auch tatsächlich befriedigen können.

Ihre Ziele sind für Sie da

Bleiben Sie also offen für neue Informationen, sowohl was Ihre Ziele als auch die Wege dahin betrifft. Denn letztlich stellen Sie durch diese Dynamik vor allem sicher, dass Ihre Ziele ihren eigentlichen Zweck auch tatsächlich erfüllen können: Nämlich Ihnen dabei helfen, sich immer mehr zu der Person zu entwickeln, die Sie sein möchten und die in Ihnen steckt. Und Sie dabei zu unterstützen, Ihr Leben kontinuierlich noch besser und noch schöner zu machen machen! Aber nicht nur in den wenigen flüchtigen und kurzen Momenten der Zielerreichung, sondern auf dem gesamten Weg dahin. Denn dieser Weg ist letztlich nichts geringeres als Ihr Leben – und somit nahezu alles, was Sie haben!

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