Warum wir manchmal gerne jammern und uns beschweren – und warum wir es trotzdem öfter mal sein lassen sollten

Inspirationen und Impulse aus dem
Jammerfasten 2020 (Achtsamkeitsacademy)

Wie schon im letzten Jahr war ich auch 2020 wieder fleißig am „Jammerfasten“. Jammer-WAS? Das Jammerfasten ist eine 16-tägige Challenge, die von der Achtsamkeitsacademy organisiert wird und allen Interessierten offen steht.

Ich selbst bin dort übrigens schon seit über einem Jahr Mitglied und kann die Akademie nur weiter empfehlen! Zurück zum Fasten: Täglich gibt es kurze Videos rund ums Thema Jammern. Das Ziel: Mehr Bewusstsein auf unsere Worte richten, weil sie so viel mehr Einfluss auf unser Leben haben, als viele denken.

An dieser Stelle möchte ich dort gewonnene, spannende Erkenntnisse mit Ihnen teilen, die ich an manchen Stellen durch eigene Eindrücke und Erfahrungen untermauere.

Was Jammern ist ….

Wie sich das gehört, schaffen wir zunächst mal ein einheitliches Verständnis davon, was unter Jammern eigentlich zu verstehen ist.

Ganz explizit geht es beim Jammerfasten nämlich nicht darum, zwanghaft positiv zu denken oder alles schön zu reden. Es geht viel mehr darum, Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu gewinnen und letztlich selbst auch Verantwortung für deren Erfüllung zu übernehmen.

Peter Beer führt ein einfaches Beispiel an: Die kalte Suppe im Restaurant. Wenn Sie einen besonders jammerfreudigen Tag haben, erzählen Sie dem Kellner oder der Kellnerin gar nichts davon. Stattdessen fangen Sie an, sich bei Ihrem Tischnachbarn zu beschweren: So etwas darf doch wohl nicht passieren. Schließlich nehmen die dafür einen Haufen Geld! Wofür werden die denn bezahlt hier? Und überhaupt, das gesamte Restaurant scheint ja das allerletzte zu sein. Geschmacklos eingerichtet. Und ohnehin maßlos überteuert.

Vielleicht ohne es zu bemerken beschweren Sie sich dann vielleicht über die Gastronomiebranche ganz allgemein, mit der es aufgrund politischer Entscheidungen in den letzten Jahren ja auch nur noch bergab geht. Aber klar, was will man bei den Politikern denn auch groß erwarten? Tja, die Welt geht langsam aber sicher halt den Bach runter.

Auch wenn ich hier natürlich zu Demonstrationszwecken zu leichter Übertreibung neige – wenn Sie ehrlich sind, kennen Sie das bestimmt auch von sich: Hat man mal angefangen, kann man sich so richtig in Rage reden und vom einen Übel dieser Welt zum nächsten kommen. Jeder weitere Löffel dieser Suppe wirkt wie neuer Brennstoff für das Feuer Ihres Ärgers: Kalt, nach wie vor. Aber hochexplosiv!

Selbst wenn wir jetzt annehmen, dass Sie tatsächlich in dieser Situation das Übel dieser Welt erkannt haben, bleibt doch die Frage, wozu es am Ende nützt. Vielleicht hatten Sie bis dahin einen angenehmen Tag – vielleicht auch nicht. Aber in jedem Fall ist der angenehme Teil jetzt beendet. Vielleicht erzählen Sie am Abend sogar noch Ihrem Partner davon – und Ihr Ärger flammt erneut auf.

Zusammenfassend haben Sie dann also mindestens sich selbst, Ihrem Tischpartner im Restaurant und Ihrem Partner zu Hause (wiederum mindestens!) für die Zeit des Gesprächs die Stimmung verdorben. Und es kommt noch besser: Selbst wenn der Koch Ihre Suppe also tatsächlich in böser Absicht kalt servieren ließ (wie manch böse Zungen im Beschwerderausch sicherlich vermuten würden – möglicherweise „begründet“ durch eine knausrige Trinkgeldgabe beim letzten Besuch): Ihn haben Sie damit nicht erreicht. Und die Gelegenheit, Ihren Körper durch eine heiße Suppe aufzuwärmen, haben Sie dann wohl auch verpasst.

Vielleicht sagen Sie jetzt, dass das ja wohl nicht Ihre Schuld ist. Schließlich wurde Ihnen die Suppe ja tatsächlich kalt serviert! Und damit haben Sie natürlich Recht! Aber – und jetzt kommt das große Aber: Für das Drama drum herum sind nur Sie allein verantwortlich!

….und was nicht!

Schauen wir uns mal eine andere Möglichkeit an, mit einer solchen Situation umzugehen. Natürlich sollen Sie die kalte Suppe jetzt nicht einfach kommentarlos hinnehmen! Stattdessen weisen Sie den Kellner oder die Kellnerin darauf hin und bitten darum, die Suppe aufzuwärmen oder Ihnen eine neue zu bringen. Ende der Geschichte!

Sie beschweren sich nicht bei Ihrem Tischnachbar, nicht bei Ihrem Partner und reden sich selbst auch nicht in Rage. Wenn sich der Kellner oder die Kellnerin beschwert oder gar weigert, bestehen Sie einfach so lange sachlich auf eine heiße Suppe, bis Sie genau diese erhalten. Oder Sie einigen sich auf eine andere Lösung – zum Beispiel, dass Ihnen die Suppe nicht in Rechnung gestellt wird (weil der Koch gerade zur Blitzgeburt seines ersten Kindes eilen musste und Sie ja kein schlechter Mensch sind!). Aber: Egal wie, Sie suchen so lange nach einer Lösung, bis Sie eine gefunden haben, mit der alle an der Situation Beteiligten gut leben können.

Vielleicht erscheinen Ihnen meine Ausführungen in der „jammerfreudigen“ Version auch rückblickend etwas zu übertrieben. Wer macht denn so ein Theater wegen einer Suppe?

Gehen Sie doch mal kurz in sich. Ich bin sicher, es fällt Ihnen eine Situation ein, in der ein Freund, Kollege oder Bekannte in einer Situation in Ihren Augen völlig übertrieben reagiert und sprichwörtlich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hat.

Na, hab ich Recht?

Übrigens: Meistens sind wir sehr gut darin, etwas in den Worten oder im Verhalten anderer Menschen zu finden, was wir nicht gut finden. Deutlich schwerer fällt es uns, auf uns selbst zu schauen und unser eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen. Es lohnt sich aber trotzdem: Denn es ist um Längen konstruktiver!

Also nehmen Sie jetzt doch mal all Ihren Mut zusammen und strengen die grauen Zellen mal kurz an: Fällt Ihnen da vielleicht auch ein Beispiel ein?

Falls nicht habe ich einen heißen Tipp für Ihren Alltag: Im Video nennt Peter Beer nämlich ein eindeutiges Indiz dafür, ob wir gerade jammern oder nicht! Und es ist gar nicht so kompliziert wie Sie vielleicht denke, sondern: Sie sollen einfach mal in Ihren Körper spüren!

Fühlt er sich angenehm und lebensbejahend an, denken wir in Lösungen. Wir fokussieren uns darauf, wie wir die Situation verändern können. Und wenn wir nichts tun können, entscheiden wir uns aktiv für Frieden. Fühlt sich dagegen alles unangenehm und schwer an, sind wir sehr wahrscheinlich gerade im Jammermodus gefangen. Achten Sie in den nächsten Tagen doch mal ganz besonders darauf!

Fünf Gründe, warum wir jammern: A.N.G.S.T.

Wenn Sie sich beim Jammern erwischen, können Sie sich selbst auf die Schulter klopfen! Es ist wirklich Übungssache und schon eine Leistung, sich dessen erst einmal bewusst zu werden! Mit der Zeit werden Sie es dann automatisch weniger tun. Aber bis dahin, ist die einfache Feststellung schon der wichtigste Schritt!

Egal, was wir in unserem Leben tun oder auch lassen: Letztlich versuchen wir durch unser Handeln immer, ein Bedürfnis zu erfüllen. Fragen Sie sich also, warum Sie gerade so am nörgeln sind. Was steckt dahinter? Mit dem erinnerungsfreundlichen Akronym A.N.G.S.T. beschreibt Peter Beer fünf Gründe, warum wir Menschen jammern:

  • Aufmerksamkeit bekommen
  • Neid ausdrücken
  • Gemeinschaft schaffen
  • Schlechte (eigene) Leistung rechtfertigen
  • Taktik (andere schlecht machen, um sich selbst besser zu fühlen)

Was mir jetzt ganz wichtig ist (und was Peter Beer an vielen Stellen ebenfalls betont): Egal, welches Bedürfnis Sie bei sich entdecken – verurteilen Sie sich nicht dafür! Natürlich sind das alles keine erstrebenswerten und positiven Motive!

ABER: Sie sind nun mal menschlich! Es ist vollkommen in Ordnung, ab und zu den Drang zu verspüren, sich zu beschweren, über jemanden zu lästern oder (mit oder ohne Grund) an allem und jedem herum zu nörgeln. Jeder noch so bewusste und achtsame Mensch verfällt hin und wieder in solche Muster. Geben Sie daher auch sich selbst die Erlaubnis!

Was Sie im Alltag tun können

Nehmen Sie sich gar nicht erst vor, nicht zu jammern. Versuchen Sie stattdessen einfach, sich immer schneller dabei zu ertappen. Mit der Zeit werden Sie immer weniger Drang danach verspüren – aber jedes Mal, wenn es Ihnen auffällt, dürfen Sie sich ganz explizit darüber freuen! Weil es so wichtig ist, dass es Ihnen überhaupt auffällt!

Ich verspreche Ihnen: Es lohnt sich, dran zu bleiben! Denn letztlich erzeugen Sie nicht nur viel negative Energie, Sie verwenden letztlich auch einen Großteil Ihrer allgemeinen Lebensenergie auf das Jammern – und da jammern per Definition nicht konstruktiv oder zielgerichtet ist, verschenken Sie damit eines Ihrer kostbarsten Schätze: Ihre Energie und Aufmerksamkeit!

Und selbst die Formulierung, Energie auf diese Art und Weise zu verschenken, fast noch zu optimistisch gewählt. Schließlich bedeutet etwas zu schenken meist etwas Positives, das Freude erzeugt -im Idealfall sogar beim Schenkenden und dem Beschenkten. Wie oben ausgeführt könnte das Jammern nicht weiter davon entfernt sein. Noch treffender finde ich in dem Zusammenhang daher den Ausdruck verpuffte Energie. Oder schwarzes Loch. Was trifft es in Ihren Augen?

Suchen Sie sich doch eine Metapher aus, die Sie in jammernden Momenten davon abhält, in diesem Modus zu verbleiben! Schreiben Sie diese gerne auch in die Kommentare! Und dann achten Sie mal darauf, wie Stück für Stück wieder mehr Lebensenergie in Ihren Alltag strömt!

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