„Wo will ich hin?“ – Spannende Impulse des Greator Online Festivals (Tag 1, Teil II)

Nachdem ich im ersten Teil bereits auf Impulse von Laura Malina Seiler, Gudrun Kruse, Alexander Hartmann und Eva-Maria Zurhorst eingegangen bin, möchte ich hier noch auf den Vortrag von Leander Greitemann eingehen. Auf alle, die es bis ans Ende von Teil II schaffen, wartet nochmal eine knackige Zusammenfassung praxistauglicher Impulse aus dem ersten Tag des Greator Online Festivals.

Leander Greitemann: Dein „Warum“ ist im Weg – Entdecke ungeahnte Lebenslust und Kreativität durch die Art „Wie“ du lebst

Leander Greitemann stellt die (in seinen Augen provokative) Frage, ob ein starkes „Why“ tatsächlich zwangsweise zu einem erfüllten Leben führt. Diese große Vision, die wir glauben erreichen zu müssen, um glücklich zu sein. Nun, um es vorweg zu nehmen: Nein, natürlich nicht. Allein ein starkes „Warum“ ist kein Garant für Zufriedenheit und Erfolg. Da ich meine Auffassung bereits in den beiden anderen Beiträgen (Warum Ihre Ziele Sie nicht glücklich machen und Wie Ihre Ziele Sie erfolgreich UND glücklich machen) skizziert habe, möchte ich an dieser Stelle die Argumentation von Leander Greitemann aufgreifen. Auch er berichtet von seine Beobachtung, dass selbst Menschen, die echten Sinn im Leben stiften und ein Ziel nach dem anderen erreichen, nicht zwangsläufig erfüllt sind – und das obwohl sie scheinbar all das bereits haben, wonach sich so viele andere sehnen. Warum? Er bezeichnet es als Wahnsinn, das Glück von einem äußeren Zustand abhängig zu machen. Dabei geht es nicht darum, einfach keine Ziele mehr zu haben. Stattdessen schlägt er vor, Glück nicht mehr durch die Identifikation mit irgendetwas im Außen (also dem Erreichen eines Ziels) erlangen zu wollen. Konkret heißt das in seinen Worten, den Fokus auf das „How“ zu lenken (statt auf das große „Why“.

Was dieser Shift bringen soll? Liegt der Fokus auf dem „Why“, verfällt man relativ schnell (und meist natürlich unbewusst) in eine „um… zu“-Haltung. Konkret heißt das, dass wir Dinge nur noch tun, um irgendetwas zu erreichen. Auch in meinem eigenen Leben hat diese Grundhaltung jahrelang dominiert. Das zu erkennen war schmerzhaft – und dennoch nicht unbedingt ausreichend, um es künftig gänzlich zu verhindern. Noch heute erwische ich mich dabei, gedanklich an meinen Zielen oder Zukunftsplänen zu haften, anstatt im Hier und Jetzt zu verweilen und der aktuellen Aufgabe meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist auch absolut in Ordnung. Aber: Sobald Ihnen das auffällt, ist schon viel gewonnen! Lenken Sie möglichst oft Ihre Aufmerksamkeit zum Prozess statt zum Ergebnis! Apropos: Erinnern Sie sich an den Apfelbaum von Eva-Maria Zurhorst im ersten Teil? Letztlich ist damit natürlich genau das gemeint! Den Fokus von den Äpfeln auf den Baum lenken – im Kern meint das auch Leander Greitemann, wenn er vorschlägt, mit dem „Wie“ zu beginnen: Wie kann ich dem, was gerade jetzt in diesem Moment tue, Bedeutung geben?

Ein weiterer Effekt einer Verhaftung am „Why“ sind die Scheuklappen. Natürlich ist ein Fokus sinnvoll und die Fähigkeit, sich nicht ablenken zu lassen, eine unglaublich wertvolle Kompetenz! Wenn ich aber immer meinen Blick stur auf mein Ziel gerichtet habe, erkenne ich manchmal nicht, dass es einen angenehmeren Weg gibt. Oder wir verpassen einen wundervollen Moment, den das Leben für uns bereit hält. Bleiben wir dagegen beim „How“, können wir laut Leander Greitemann kreativ mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. Wir haben dann zwar eine Idee, warum wir etwas machen, aber wenn das Leben uns dazwischen kommt, sind wir in der Lage, spielerisch und leicht auf die veränderten Bedingungen zu reagieren!

Haben wir den Blick auf unser großes Ziel gerichtet, sind Vergleiche, Neid und ein damit immer verbundenes Gefühl von Minderwertigkeit schon fast vorprogrammiert. Denn selbstverständlich finden wir IMMER jemanden, der unserem Ziel schon mindestens ein ganz kleines bisschen näher ist als wir selbst. Soziale Medien wie Instagram tragen ihr übriges dazu bei, dass wir diese Menschen auch nicht lange suchen müssen – schließlich werden Sie uns förmlich auf dem Silbertablett serviert (und sie können uns so richtig schön die Laune vermiesen!). Wenn Sie aufgehen in dem, was Sie gerade tun – und damit laut Leander quasi im Flow sind – entsteht vielmehr eine Art Mit-Freude, wenn andere auch erfolgreich sind. Denn an diesem Punkt gibt es kein „noch mehr im Flow sein“.

Als letzten wesentlichen Unterschied führt Leander dagegen an, dass die Zielorientierung zu einer Art permanentem Druck, Stress und zur Angst vor Fehlern führt. Man hat schlichtweg Angst, dass ein Fehler dazu führt, dass man sein Ziel nicht erreichen kann – und dadurch natürlich direkt auch jegliche Chance auf Glück verspielt. Er empfiehlt, sich in solchen Situationen folgende Frage zu stellen: „Was ist denn jetzt gerade nicht in Ordnung?“. Denn meist ist es nicht die eigentliche Situation, die ein Problem darstellt. Sondern es sind unsere gedanklichen Hochrechnungen. Hat jemand beispielsweise Angst vor einer wichtigen Präsentation, steckt oft die Befürchtung dahinter, einen wichtigen Auftrag oder Kunden zu verlieren. Würde das tatsächlich eintreten, wäre es natürlich unerfreulich, aber lange nicht so dramatisch, wie wir es uns in dem Moment ausmalen. Denn auch hier denkt unser Gehirn direkt weiter: Wenn ich einen Kunden verliere, verliere ich vielleicht noch einen. Die „logische Folge“ ist dann der Jobverlust. Und so geht es immer weiter, bis wir uns gedanklich einsam und alleine unter einer Brücke sterben sehen. Mit diesem Bild im Kopf nehmen wir natürlich einen immensen Druck auf unseren Schultern wahr – schließlich geht es bei dieser Präsentation ja quasi tatsächlich direkt um Leben und Tod! Zumindest, wenn wir unserem Verstand das einfach glauben. Leander Greitemann zitiert in dem Zusammenhang Mark Twain, der sinngemäß gesagt hat: „Ich habe in meinem Leben so viele Katastrophen erlebt. Einige davon sind sogar eingetreten.“ All dieser Druck kann durch den Fokus auf das „Wie“ genommen werden: Wenn ich mein Lebensglück nicht von Zielen abhängig mache, gibt es keinen Grund für Hektik, Stress und Angst vor Fehlern. Denn jeder Weg ist dann der richtige.

Zusammenfassend lehnt er also Zielsetzungen nicht kategorisch ab. Er fordert nur (und auch da bin ich absolut seiner Meinung!), dass wir uns nicht selbst für diese Ziele aufopfern sollten. Stattdessen dürfen wir unsere Ziele bereits in dem Moment wieder loslassen, in dem wir etwas tun. Dann schenken wir dieser Tätigkeit unsere volle Aufmerksamkeit! Haben wir uns für diese Aufgabe entschieden, führen wir sie um ihrer selbst Willen aus – und nicht, weil wir darauf hoffen, dass uns das Resultat schnellstmöglich an unser Ziel befördert. Besonders treffend fasst er es in meinen Augen mit denn folgenden Worten zusammen (sinngemäß wiedergegeben): „Wer ein starkes „Wie“ hat, kann jeden Moment vergolden und genießen. Und kann sein „Warum“ in jedem Moment kreativ neu erschaffen.“

„Wo will ich hin?“ – Impulse für Ihren Alltag

An diesem ersten Tag des Greator Online Festivals drehte sich alles um die Frage „Wo will ich hin?“. Hier nochmal ein paar knackige Impulse To Go:

  • Sie spüren Angst? Nehmen Sie die Angst genau wahr: Was fühlen Sie? Wovor haben Sie Angst? Erkennen Sie die Angst an – auch wenn es sich unangenehm anfühlt: Sie meint es gut mit Ihnen und will Sie beschützen! Nutzen Sie diese Energie zu Ihren Gunsten, statt Entscheidungen aus Ihrer Angst heraus zu treffen! Angst ist kein guter Ratgeber! Erinnern Sie sich an die Kraft und die Stärke in Ihnen! Erinnern Sie sich an das winzige Samenkorn, in dem trotzdem bereits all die Kraft enthalten ist, um zu einem starken Baum heranzuwachsen!
  • Treffen Sie Entscheidungen:
    • Möchten Sie voller Angst und Misstrauen durchs Leben gehen? Oder mit Liebe und Vertrauen? Es ist allein Ihre Entscheidung!
    • Möchten Sie als Opfer der Umstände durchs Leben gehen? Oder Ihr eigenes Wunschleben als Schöpfer kreieren? Wer möchten Sie sein?
    • An sich selbst zu glauben ist eine Entscheidung!
  • Selbstbestimmung ist ein Prozess! Mut, Optimismus und Verlangen (im Sinne von Klarheit in Bezug auf sich selbst und Ihre Bedürfnisse) unterstützen Sie auf Ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben!
  • Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben und kommen Sie ins Handeln!
  • Akzeptieren Sie sich vollkommen – mit all Ihren Zweifeln sowie den aktuellen körperlichen und mentalen Grenzen! Aus dieser Akzeptanz heraus geschieht Weiterentwicklung und Akzeptanz so viel leichter!
  • Schaffen Sie Stück für Stück Klarheit in Ihrem Leben: Wovor laufen Sie weg? Und, noch wichtiger: Wohin möchten Sie eigentlich? In welchen Rollen fühlen Sie sich wohl? In welchen nicht? Wie können Sie dafür sorgen, dass Ihre Bedürfnisse befriedigt werden?
  • Bedenken Sie: Wir alle sind unterschiedlich – und das ist gut so! Bleiben Sie bei sich und Ihrer Situation, ohne andere auf ihrem Weg zu verurteilen.
  • Stellen Sie sich selbst so oft wie möglich die Frage: Fühlt sich das für mich gerade richtig an?
  • Schaffen Sie die Umstände dafür, dass Sie sich entfalten können. Konzentrieren Sie sich dabei auf den Apfelbaum, also die Beziehung zu sich selbst sowie zu Ihrer aktuellen Tätigkeit. Vertrauen Sie darauf, dass die Äpfel (also die Ergebnisse Ihrer Arbeit; das Erreichen Ihrer Ziele) dann kommen werden. Kurz gesagt: Stellen Sie das WIE im Moment des Tuns über das WARUM? Seien Sie wachsam und achten Sie darauf, wenn Ihr Gehirn wieder in eine „um… zu“-Haltung oder in den Katastrophenmodus verfällt. Vergolden Sie so jeden einzelnen Moment, anstatt Ihr Leben lang der goldenen Karotte vor Ihrer Nase hinterherzulaufen!

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